Vereinsleben und Digitalisierung – passt das überhaupt zusammen? Und ob! Gerade in Bayern, wo Tradition und Gemeinschaft großgeschrieben werden, sind Vereine das Herzstück vieler Dörfer und Städte. Doch wie kommt man eigentlich zum Ehrenamt, was macht den Reiz aus, und warum ist gerade jetzt der richtige Moment, sich zu engagieren? Darüber haben wir mit Frau Rebensburg gesprochen, die nicht nur selbst tief im Vereinsleben verwurzelt ist, sondern als Schirmherrin von „digital verein(t)“ auch frischen Wind in die Szene bringt. Im Interview erzählt sie, wie sie schon als Kind mit dem Vereinsleben aufgewachsen ist, was sie am Ehrenamt begeistert und warum Digitalisierung kein Selbstzweck, sondern eine echte Chance für die Zukunft der Vereine ist.
Liebe Frau Rebensburg, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Das Zusammenspiel von Digitalisierung und Vereinswesen ist ein ausgesprochen spannendes Feld. Erinnern Sie sich, wann und wie Sie persönlich zum ersten Mal mit dem Vereinsleben in Berührung gekommen sind?
Das war bereits im Kleinkindalter durch die Familie. Ich bin in Kreuth am Tegernsee aufgewachsen und meine Eltern und älteren Geschwister waren aktiv ins Vereins- und Gemeindeleben eingebunden, sodass ich zwangsläuft auch mit Vereinsleben in Berührung kam und Teil der Gemeinschaft wurde.
Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt ganz persönlich, insbesondere mit Blick auf Bayern?
Durch meinen Sport hatte ich die Gelegenheit zu Reisen und andere Teile der Welt kennenzulernen. Das habe ich sehr genossen und es hat mir viel Freude bereitet. Aber für mich stand auch immer fest, dass meine Heimat Bayern und insbesondere der Tegernsee ist. Die Landschaft mit den Bergen und Seen sowie die Dörfer und Städte, mit ihrer regionalen Kultur, mit den gelebten Traditionen, das hat mich und mein Heimatgefühl geprägt. Diese regionale Identität ist meiner Meinung nach aber auch nur möglich, weil es Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren. Gerade in Bayern finde ich, dass Lebensart und Ehrenamt fast überall Hand in Hand gehen. Jede Region ist geprägt durch ihre eigene Kultur und die vorhandenen Traditionen. Dieses Gefühl von Heimatverbundenheit wird hauptsächlich geprägt und weitergegeben von Menschen, die sich in Gruppen, Vereinen und Gemeinden ehrenamtlich betätigen.
Gab es in Ihrer Laufbahn ein besonders prägendes Erlebnis in einem bayerischen Verein, das Ihnen gezeigt hat, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenhalt sind?
Als Wintersportlerin habe ich das früher in meinem Heimatverein und in den anderen Skiclubs tagtäglich erlebt und erlebe es auch heute noch. Der Aufwand, der betrieben werden muss, damit ein sinnvolles Training oder ein korrekter Wettkampf abgehalten werden kann, ist gewaltig. Die Präparation der Pisten und herrichten, der Trainings- und Wettkampstätten, das Reisen zu den Wettkämpfen samt Materialtransport und die Betreuung vor Ort, all das würde nicht funktionieren, gäbe es nicht diesen Zusammenhalt und die Gemeinschaft in dem Verein. Mich persönlich hat dies enorm beeinflusst. Mein Skiclub war für mich wie eine erweiterte Familie. Ich war Teil dieser Gemeinschaft und habe dort gelernt, wie wichtig Zusammenhalt ist, das aufeinander Schauen, füreinander da zu sein im Erfolg und der Niederlage. Das alles sind Werte, die Kinder und Jugendlich ins Erwachsenenleben mitnehmen und prägen.
Sie übernehmen die Schirmherrschaft für digital verein(t). Was hat Sie überzeugt, dieses Projekt zu unterstützen?
Als ehemalige Leistungssportlerin habe ich einen umfassenden Einblick bekommen, wie Verbände und Vereine funktionieren. Daher weiß ich, wie wichtig es ist, dass diese strukturell gut aufgestellt sind. Gegenüber den ehrenamtlichen Mitarbeitern in den Vereinen empfinde ich eine große Dankbarkeit für ihr selbstloses Engagement. Daher habe ich auch kürzlich in meinem Skiclub den Vorsitz in einem der Fördervereine übernommen und bin nun selbst Teil des Vereinslebens. Durch diesen aktuellen Bezug sehe ich tagtäglich, was die ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten und weiß, wie wichtig es ist, Dinge zu vereinfachen, um so kostbare Zeit zu sparen, die die Mitglieder unentgeltlich investieren. Als Schirmherrin für digital verein(t) möchte ich daher mit meiner Erfahrung, Popularität und meinem Einsatz einen Betrag leisten, damit das Ehrenamt die notwendige Wertschätzung erhält und die Vereine digital in die Zukunft gehen können.
Digitalisierung im Vereinswesen – ist das Ihrer Erfahrung nach schon bei allen bayerischen Vereinen angekommen?
Da fehlt mir ein umfassender Einblick. Ich kann nur von den Vereinen berichten, zu denen ich einen direkten Bezug habe oder über die mir berichtet wurde. Und da gibt es eine große Bandbreite. Ein Teil verharrt noch in der rein analogen Welt und man hat das Gefühl, dass alles so ist wie vor 50 Jahren. Andere Vereine wiederum setzten sehr auf Digitalisierung und versuchen sehr modern zu sein. Das hängt oftmals vom Engagement und Knowhow der Menschen im Vorstand ab und auch von der Ausrichtung des Vereins. Ich persönlich finde es wichtig, dass viele Dinge vereinfacht werden und dabei kann Digitalisierung und KI einen großen Beitrag leisten. Gerade bei bürokratischen und organisatorischen Themen sowie in der Kommunikation hilft es den handelnden Personen Zeit zu sparen, die sie woanders im Verein oder wieder ins Privatleben investieren können.
Warum glauben Sie, dass Projekte wie digital verein(t) essentiell dafür sind, das Vereinswesen in Bayern zu stärken?
Vereine und ihre Mitglieder sind Teil einer Gesellschaft, die im Wandel ist. Gerade für jüngere Menschen ist die digitale Welt etwas völlig Normales. Ein Großteil der Kommunikation und des Informationsaustausches findet für sie virtuell statt. Dies führt zur Notwendigkeit bei den Vereinen sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen, damit die Kluft zwischen den Generationen nicht zu groß wird, was zwangsläufig zum Schwund bei jüngeren Mitgliedern führt, da diese nicht mehr erreicht und abgeholt werden.
Was wünschen Sie sich, damit Vereine digital besser aufgestellt sind?
Digitalisierung geht Hand in Hand mit der Modernisierung den vorhandenen Strukturen. Das bedeutet in erster Linie Investitionen in Menschen und Material. Die vorhandene Infrastruktur der Städte und Gemeinden muss verbessert werden, sodass Vorort die technischen Voraussetzungen gegeben sind und die Vereine flächendeckend Zugang zur digitalen Welt erhalten. Darüber hinaus bedarf es finanzieller Unterstützung für die Vereine selbst, damit diese Equipment kaufen und Schulungen für ehrenamtliche Mitglieder durchführen können. Und auf Seiten der Vereine bedarf es auch einer Offenheit gegenüber Neuem, damit potenzielle Angebot auch umgesetzt werden.
Ihr Statement zum Schluss: Warum lohnt es sich für Menschen in Bayern, gerade jetzt im Verein aktiv zu werden – und was möchten Sie Engagierten mitgeben
Ich finde Engagement bedeutet, dass man der Zukunft eine Richtung geben kann. Jeder, der sich engagiert, sei es im Verein, in den Gemeinden oder sonst wo, der tut etwas Sinnvolles für die Gesellschaft und ist ein gutes Vorbild für kommende Generationen. Es gibt ein gutes Sprichwort, das sinngemäß lautet: „Wer etwas tun möchte, der findet einen Weg, wer nichts tun möchte, der findet eine Ausrede.“
Vielen Dank für das Interview, Viktoria. Wir freuen uns über die neue Schirmherrschaft! Mehr Infos dazu gibt es hier.
